Die Domain der allerersten Website  – Domain-Geschichte Teil 3

Wenn man heute von Domains spricht, denken die meisten Menschen sofort an Websites. Dabei existierten Domains lange vor diesen. Der Aufstieg der Websites begann dagegen erst Anfang der 1990er – und zwar in der Schweiz:

Tim Berners-Lee veröffentlichte die erste Website 1991 am Kernforschungsinstitut CERN und wählte die Domain info.cern.ch. Die Top-Level-Domain der allerersten Website war .CH, da der Hauptsitz des CERNs in der Schweiz liegt.

Die Hintergründe zu der Website und ihrer Domain erfährst Du in diesem Artikel.

Die Geschichte der ersten Website und ihrer Domain

Bei diesem Artikel handelt es sich um Teil 3 unserer Reihe über die Geschichte der Domain. Im Folgenden ein kurzer geschichtlicher Abriss zu den wichtigsten Entwicklungen:

So wurde die Website erfunden

Der Ursprung der Websites fand sich im europäischen Kernforschungszentrum CERN (fr. Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire). Die Physiker dort hatten ein Problem: Es war kompliziert, die großen Datenmengen mit Kollegen auszutauschen. Denn damals bestanden noch viele unterschiedliche Netzwerk-Infrastrukturen.

Der Informatiker Tim Berners-Lee entwickelte ab 1989 schließlich eine Lösung, um den Informationsaustausch zwischen den Forschern zu erleichtern: die Websites und das World Wide Web.

Zusammen mit seinem Kollegen Robert Caillou und einem kleinen Team entwarfen sie die Auszeichnungssprache zur Erstellung von Websites (HTML) sowie Webserver, Webbrowser und das HTTP-Protokoll, um diese Websites von überall aus aufrufen zu können.

Die erste Website der Welt stellte Berners-Lee am 20. Dezember 1990 ins Web. Am 6. August 1991 wurde sie veröffentlicht.

Die Domain der ersten Website der Welt

Die Domain der ersten Website der Welt lautet info.cern.ch. Sie ist unter folgender URL zu finden: http://info.cern.ch/hypertext/WWW/TheProject.html

Wie auch anhand dieser URL ersichtlich wird, handelte es sich beim Inhalt der Seite um eine Übersicht und Anleitung zum World Wide Web Projekt, welches auf Hypertext basierte. Sie enthielt ausführliche Informationen darüber, wie man das Web benutzt.

Von der Startseite namens „World Wide Web“ konnte man über die Hyperlinks weitere Informationen wie häufig gestellte Fragen, die Software und die an dem Projekt beteiligten Personen aufrufen.

Zwischenzeitlich wurde die Website aus dem Internet genommen. Aber zum 20. Geburtstag des World Wide Web hat das Forschungszentrum CERN sie wieder genau so online gestellt, wie sie in der letzten vorhandenen Version aus 1992 aussah:

Wie kam es zu der Top-Level-Domain der ersten Website?

Wie in Teil 1 unserer Domain-Geschichte beschrieben, wurden in den 80ern die ersten generischen (u.a. .COM, .ORG, .NET) und die ersten länderspezifischen Domain-Endungen (u.a. .US, .UK, .DE) eingeführt. Diese standen also Anfang der 90er zur Auswahl.

Obwohl die .COM-Domain heute mit einer beeindruckenden Verbreitung von fast 50 % dominiert, war sie nicht die Wahl für die erste Website der Welt.

In einem Memo (RFC 1480) von 1990 kann man lesen, dass zu diesem Zeitpunkt fast nur Personen aus den USA Domain-Endungen wie .COM (für Unternehmen) und .EDU (für Bildungseinrichtungen) registrierten. In anderen Ländern wurden zu Beginn jedoch fast ausschließlich Domains unter der eigenen länderspezifischen Domain-Endung registriert.

Auch für das CERN war der geografische Standort der ausschlaggebende Punkt für die Entscheidung für die .CH-Endung. Das CERN erstreckt sich zwar über zwei Länder – Frankreich und die Schweiz – jedoch liegt der Hauptsitz der Einrichtung auf der schweizerischen Seite nahe Genf.

Die Domain der ersten deutschen Website

In Deutschland ging die erste Website im September 1992 unter der Domain apollo3.desy.de online.

Sie wurde vom IT-Ingenieur Thomas Finnern am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg online gestellt, nachdem dieser sich mit Tim Berners-Lee vom CERN ausgetauscht hatte.

Das DESY ist ein deutsches Forschungszentrum für Teilchenphysik und ist seit seiner Gründung 1959 einer der engsten Kooperationspartner des CERNs. Dank der Zusammenarbeit erfuhr Finnern daher früh von der neuen Technologie und entschied sich selbst eine experimentelle Website für sein Forschungszentrum zu erstellen.

Da sich das DESY in Deutschland befand, wurde die Domain-Endung .DE verwendet. Der Ausdruck „apollo3“ bezog sich auf das dritte Modell der Apollo Domain Maschine – der Computer, auf dem Finnern den Webserver und seine Website aufsetzte.

Ein Jahr später, nachdem die Website aus dem Experimentierstadium raus war, wurde die Domain nach dem Vorbild des CERNs zu info.desy.de geändert.

Heute ist die ursprüngliche Website nicht mehr online. Aber eine Version von 1996 ist unter desy.de/~finnern/ noch verfügbar:

Weitere frühe Websites

Nach der Seite des CERNs entstanden nach und nach weitere Websites – zunächst hauptsächlich an Universitäten und anderen physikalischen Forschungseinrichtungen, die mit dem CERN in Austausch standen.

Laut der ältesten Serverliste des CERNs aus dem Jahr 1992 zählten neben der Website des DESY unter anderem auch folgende zu den ältesten:

  • hoohoo.ncsa.uiuc.edu (National Center for Supercomputing Applictions in den USA)
  • granit.dtb.dk (Technische Bibliothek Dänemarks)
  • iicm.tu-graz.ac.at (Technische Universität Graz in Österreich)
  • nic.nikhef.nl (Niederländisches Zentrum für Hochenergiephysik)
  • next2.cis.uni-muenchen.de (Zentrum für Informations- und Sprachverarbeitung der Uni München)

Heute hat das CERN seine eigene Top-Level-Domain: .CERN

Im Jahr 2014 erhielt das CERN schließlich seine eigene Domain-Endung. Heute ist die Homepage der Forschungseinrichtung daher nicht mehr unter cern.ch, sondern unter home.cern zu finden.

Möglich wurde dies dank der Entscheidung zur Zulassung neuer generischer TLDs durch die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers). Bewerbungen konnten im Jahr 2011 unter anderem auch für Firmen- bzw. Marken-TLDs eingereicht werden. Das CERN entschied sich dazu, um seine Web-Kommunikationsstrategie zu unterstützen.

Die Endung .CERN wurde daraufhin 2014 im DNS eingerichtet. Ein Jahr später, im Oktober 2015, zog die Hauptwebsite auf die neue Adresse home.cern um.

Neben der Homepage sind nun z. B. Besucherinformationen unter visit.cern und Informationen zu Forschungsexperimenten bspw. unter atlas.cern und cms.cern zu finden.

Die ursprüngliche Domain mit der schweizerischen Endung wurde jedoch nicht aufgegeben – das CERN verwendet sie weiterhin für interne Websites sowie die IT-Infrastruktur.

Du hast noch Fragen?

Dieser Artikel ist Teil 3 unserer Reihe zur Geschichte der Domains. Schaue auch gerne in Teil 1 zu den ersten Top-Level-Domains und Teil 2 zu den ersten registrierten Domains rein.

Und falls Du noch Fragen hast, schreib uns einfach eine Mail an blog@inwx.de.